Ein doppeltes Ziel für Evolucare: Die internationale Ebenen und künstliche Intelligenz
Interview mit Elie Le Guilcher, Vorsitzender der Gruppe
Sie haben Anfang des Jahres eine Kapitalbeschaffung in Höhe von 26 Millionen Euro und die Übernahme eines Unternehmens angekündigt. Inwieweit spiegeln diese beiden Ereignisse Ihre Wachstumsambitionen wider?
Elie le Guilcher : Unsere Gruppe wird in diesem Jahr rund 30 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften, nachdem sie Mittel von Essling Expansion und einem Bankenpool erhalten und Axapa, ein auf den medizinischen Bereich mit Hauptaugenmerk Behinderung spezialisiertes Software-Unternehmen, übernommen hat. Essling Expansion beteiligt sich mit dem Ziel bei uns, ein sehr starkes Wachstum zu unterstützen. Dies betrifft sowohl das interne Wachstum, das wir für die nächsten fünf Jahre mit 40 % prognostiziert haben, als auch das externe Wachstum durch Übernahmen von Unternehmen in Frankreich, insbesondere aber im Ausland.
Was sind die Schwerpunkte Ihrer Entwicklungsstrategie?
Angesichts unserer Spezifizität und der Grenzen des französischen Marktes müssen wir nach internationalen Wachstumspotenzialen suchen. In Frankreich erreicht der größte Herausgeber von IT-Lösungen für den Gesundheitsmarkt einen Umsatz von 65 Millionen Euro; im Rest der Welt kommt der Größte auf 4 Milliarden Euro! Wir haben daher das Ziel, in diesem Jahr 15 % unseres Umsatzes im Exportmarkt zu erzielen und innerhalb von fünf Jahren 50 % zu erreichen. Gleichzeitig entwickeln wir dank unserer Projekte auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz aber auch unser Produktsortiment weiter.
Tragen die richtungweisenden Innovationsprojekte der Evolucare Labs erste Früchte?
Wir haben uns entschieden, drei Teilbereiche unserer Entwicklungen in der künstlichen Intelligenz zu verstärken: Bildgebung, Patientenüberwachung und Ressourcenoptimierung. In jedem dieser Bereiche wirken wir mit Evolucare Labs an Konsortien mit, an denen Hersteller, Wissenschaftler, Ingenieurschulen und Krankenhäuser beteiligt sind. 2019 werden wir nach einer dreijährigen KI-Forschungsarbeit OphtAI, die erste innovative Lösung für das automatisierte Screening der diabetischen Retinopathie, auf den Markt bringen können. Etwas später sollen Lösungen hinzukommen, die im Rahmen von zwei weiteren Forschungsprojekten entwickelt wurden: Smart Angel für die Patientenüberwachung im Jahr 2021 und 2022 RIHDO, eine Entscheidungsunterstützung für die Onkologie. Diese Screening-, Diagnose- und Überwachungsinstrumente werden mittelfristig zum Wachstum der Gruppe beitragen. Darüber hinaus haben wir Partnerschaften geschlossen, um die Integration von Algorithmen sowie den Zugang für Fachleute, Radiologen oder Neurologen zu diesen Analysetools über unsere Bildgebungsplattformen zu erleichtern.
Welchen Stellenwert haben diese Innovationen in Ihren internationalen Projekten?
Was die diabetische Retinopathie betrifft, ist das OphtAI-Tool universell einsetzbar. Die Analyse der Netzhaut erfolgt in allen Ländern auf die gleiche Weise, und Diabetes ist eine auf der ganzen Welt verbreitete Krankheit, von der derzeit 420 Millionen Menschen betroffen sind und die jährlich um 20 % zunimmt. Nun, da wir die Interpretationskonsole haben, beginnen auch die Schwierigkeiten, denn wir müssen den Vertrieb organisieren. In Frankreich wird die Forschung angemessen unterstützt, nicht aber die Vermarktung im Exportgeschäft, dabei ist sie sehr kostenintensiv. Allein die Niederlassung in den USA kostet mindestens eine Million Dollar im Jahr.
Welche Märkte haben Sie im Auge? Wie haben Sie vor, sich dort zu etablieren?
Wir sind in Kanada, Südamerika und China positioniert. In Märkten, in denen es bereits IT-Lösungen für den Gesundheitsbereich gibt, d.h. alle westlichen Märkte, muss man sich vor Ort niederlassen. Mit Ausnahme von China werden wir in den anderen Märkten ein Partnernetzwerk aufbauen, da es möglich ist, über einen Händler zu gehen. Wir prüfen derzeit alle potenziellen Möglichkeiten — Herausgeber, Händler, Integratoren — an so vielen Orten wie möglich, darunter Mexiko, Brasilien, Saudi-Arabien und Afrika. Glücklicherweise kommen uns zwei positive Faktoren zugute: Die französische Medizin genießt weltweites Ansehen und Frankreich ist für seine IT sehr gut bewertet.