Evolucare wächst seit mehr als zehn Jahren kontinuierlich und hat seine Strategie für die Entwicklung von neuen Produkten überarbeitet. Seit 2016 verfügt das Unternehmen mit Evolucare Labs über eine Forschungs- und Entwicklungsdirektion, die den Kollaborationsprojekten der Gruppe ein Schaufenster bietet. Alexandre Le Guilcher, Direktor für Forschung und Innovation von Evolucare, erklärt die Funktionsweise und die Schwerpunkte.
Wie ist Evolucare Labs entstanden?
Alexandre Le Guilcher: Evolucare Labs ist 2016 aus der Direktion für Innovation und F&E von Evolucare entstanden und das Ergebnis unserer Wachstumsstrategie. Als ich bei Evolucare anfing, hatte das Unternehmen circa fünfzig Angestellte, heute sind es fast 250. Gleichzeitig haben wir auf eine agile Produktionsweise umgestellt und die ISO 13485-Zertifizierung erhalten, die es uns erlaubt, Software zu entwickeln, die als Medizinprodukt klassifiziert ist. Es stellte sich die Frage, was produziert werden soll.
Schon vor 2016 wurde uns klar, wie schwierig es ist, das kurzfristige Geschäft zu verwalten, d. h., unsere Verpflichtungen im Rahmen von Ausschreibungen, die Erfüllung von Kundenanfragen und die Einhaltung von neuen Entwicklungen der Vorschriften, da wir in allen Gesundheitsbereichen tätig sind – vom sozialmedizinischen Bereich über Kliniken und Krankenhäuser bis hin zur Pflege und Rehabilitation – und gleichzeitig auch auf lange Sicht zu denken. Zudem befanden wir uns in einem Kontext, in dem mehrere Technologien gleichzeitig das Reifestadium erreichten, zum Beispiel vernetzte Objekte und künstliche Intelligenz. Wir haben damals bereits den Hype von heute vorausgeahnt.
Deshalb spezialisierte ich mich 2016 mit der Gründung des Geschäftsbereichs Forschung & Innovation und von Evolucare Labs, das ich heute leite, auf die mittelfristige Strategie.
Evolucare Labs ist ein moderner Ausdruck unserer kollaborativen Forschungsstrategie, die den Auftrag hat, Ideen in operative Prototypen zu verwandeln, mit einer echten langfristigen Vision. Wir möchten Mehrwert schaffen, indem wir die neuesten Technologien für unser Angebot nutzen, um die Probleme von Patienten zu lösen.
Wie funktioniert Evolucare Labs?
Wir haben uns auf das Elektronische Patientendossier (EPD) spezialisiert, das unser Kerngeschäft bildet, und nicht auf vernetzte Objekte oder künstliche Intelligenz. Wir hielten es für sinnvoller, mit Partnern zusammenzuarbeiten, die diese neuen Technologien beherrschen, statt zu versuchen, alles selbst zu machen. Um innovative Technologien zu identifizieren, haben wir uns mit akademischen Partnern (Universitäten, Ingenieurshochschulen, Forschungsorganismen) und Industriellen zusammengeschlossen.
Nachdem wir einen Bedarf identifiziert hatten, der auf ein medizinisches Problem zurückzuführen war, haben wir ein Konsortium gegründet, das den Kunden, d. h. ein Krankenhaus, als Endnutzer integriert. Wir arbeiten mit einem Ansatz der Ko-Konstruktion, in Einklang mit der strategischen Linie für die staatliche Innovation (Investitionen in die Zukunft, strukturierende Gebiete, Steuergutschriften für Forschungszwecke, Steuergutschriften für Innovation).
Was sind Ihre Projekte?
Wir arbeiten an bahnbrechenden Innovationen – unser EPD ist ein gutes Beispiel –, um Tools für die Entscheidungshilfe, die Diagnose und die Behandlungsstrategie zu liefern, und um die Pflege mit künstlicher Intelligenz und dem Hosting von Daten in der Cloud im Hintergrund zu optimieren und zu koordinieren. Dies ermöglicht es beispielsweise, einen Personalplan an die Abwesenheiten in einer Abteilung anzupassen oder anhand eines Bilds der Netzhaut eine Früherkennungsuntersuchung durchzuführen. Auf Seiten der Gesundheitsfachleute besteht eine latente Nachfrage nach dieser immer häufigeren Untersuchung, während die Ärztedemographie zurückgeht. Die digitale Technologie muss als neuer Akteur ins Spiel kommen, um Patienten aus der Ferne zu behandeln, es Fachleuten zu ermöglichen, sich zu organisieren, und die Diagnostik zu unterstützen. Allerdings müssen wir die Wirksamkeit dieser neuen Tools, die sich auf die Organisation des Gesundheitssystems und seine Kosten auswirken, nachweisen, dafür sind klinische und medizinisch-ökonomische Studien notwendig. Ohne die Labore und die Krankenhauszentren, die uns bei der Identifizierung des Bedarfs helfen, kann dies nicht gelingen.
Hängt die Effizienz dieser Tools nicht auch von ihrer Zweckmäßigkeit in der Praxis ab?
Natürlich. Deswegen konzentrieren wir uns auch auf die Ergonomie der Tools, die wir entwickeln. Die Funktionalität ist entscheidend, aber man darf den praktischen Aspekt einer Lösung und ihre Annehmbarkeit nicht vernachlässigen, insbesondere wenn es sich um eine bahnbrechende Innovation handelt.
Auch hier verlassen wir uns auf die Hilfe von Forschungslaboren, Psychologen und Ergonomen, um unsere neuen Lösungen so ergonomisch wie möglich zu gestalten.
Die Vorreiterrolle liegt in der DNA von Evolucare! Jetzt müssen wir unsere Meinungsführer für die Herausforderungen des E-Health-Marktes sensibilisieren.