Alexandre Le Guilcher ist Gründer und Mitdirektor von Evolucare Labs, dem Forschungs- und Innovationslabor der Evolucare-Gruppe, das sich der Entwicklung von bahnbrechenden digitalen Lösungen für den Gesundheitssektor verschrieben hat. Mit dem Projekt Smart Angel entwickelt er eine Lösung, die in die verschiedenen bereits vorhandenen IT-Systeme integriert werden kann und durch künstliche Intelligenz (KI) und vernetzte Objekte die Überwachung und Betreuung aller Patienten während ihres gesamten Behandlungsweges ermöglicht
Smart Angel ist eines Ihrer wichtigsten Projekte. Worum handelt es sich und was ist das Ziel ?
ALG : ALG: Ziel von Smart Angel ist es, die Betreuung der Patienten zu erleichtern, ob nach ihrer Rückkehr nachhause, beispielsweise in der ambulanten Chirurgie, oder auf einer Station im Krankenhaus, wenn kontinuierliche Überwachung erforderlich ist. Die Lösung ist mit einem virtuellen Krankenpfleger vergleichbar und ermöglicht es, über vernetzte medizinische Geräte und angepasste Fragebögen klinische Daten zu erheben und über eine Rule Engine zu verarbeiten. Smart Angel unterscheidet sich durch eine innovative, anpassbare und selbstlernende Technologie von anderen Lösungen. Genauer gesagt handelt es sich um ein verteiltes System auf der Basis von Software-Agenten, mit dem für jeden Patienten abhängig von seiner Krankenakte ein eigener Überwachungsagent (virtueller Krankenpfleger) erstellt werden kann. Außerdem ist es darauf ausgelegt, sich während der Nutzung zu verbessern und von der praktischen Erfahrung zu lernen.
Wie ist dieses Projekt entstanden ?
Um dieses Projekt auf den Weg zu bringen, hat sich Evolucare mit 6 Partnern aus der Industrie, dem Krankenhaussektor und der Forschung zusammengeschlossen. Im Rahmen des Programms für Zukunftsinvestitionen hat das Konsortium Finanzierungsmittel in Höhe von 8 Mio. € von Bpifrance für die Entwicklung des Projekts erhalten. Das Gesamtbudget für F&E beläuft sich auf 13,3 Mio. €. Der Krankenanstaltenverbund für den Großraum Paris (AP-HP) und das Universitätskrankenhaus Nîmes sind international renommierte Krankenhauspartner, die zwei große multizentrische klinische Studien koordinieren werden, um die Effizienz von Smart Angel zu belegen. Das Elektronikunternehmen INES, das die medizinischen Geräte herstellt, und die Université de Picardie Jules Verne (UPJV) gehören ebenfalls zum Konsortium. Zwei ihrer Labore sind beteiligt: das MIS (Modellierung, Information und Systeme) für die Teilbereiche KI und Datensicherheit, und das CRP-CPO (Forschungszentrum für Psychologie, Kognition, Psyche und Organisationen) für den Teilbereich Ergonomie und Akzeptanz von Technologien durch die Patienten. IT-Systeme im Gesundheitsbereich sind das historische Kerngeschäft von Evolucare, das Unternehmen stellt sein umfassendes Know-how bei der Verwaltung von Patientendaten, der Organisation der Behandlungen und der Interoperabilität zur Verfügung.
Wie ist der aktuelle Stand des Projekts und in welchen Fällen soll die Lösung zum Einsatz kommen ?
Zwei erste große klinische Studien (10 000 Patienten) sind gestartet. Sie beziehen sich auf die postoperative Überwachung: 1) zuhause nach ambulanten chirurgischen Eingriffen, multizentrische Studie, durchgeführt vom UK Nîmes, und 2) im Krankenhaus, von der AP-HP durchgeführte Studie mit 20 Betrieben, darunter 10 UK. Smart Angel wird weitere „kleine Engel“ generieren und könnte die Patienten auf lange Sicht während ihres gesamten Behandlungsweges betreuen. Die Architektur des Systems, für die Evolucare im Übrigen ein Patent angemeldet hat, wurde für zahlreiche Anwendungen und Krankheiten entwickelt (Schlaganfall, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafkrankheiten …). Es genügt, die Überwachungsregeln zu konfigurieren, den Fragebogen für den Patienten anzupassen und die passende vernetzten Objekte zu integrieren. Eine dedizierte Version für die Fernüberwachung von COVID-19-Patienten zuhause ist in Arbeit.